Die Entscheidung, ob eine Skoliose operiert werden muss oder nicht, basiert auf einer umfassenden Bewertung des individuellen Falls und berücksichtigt eine Vielzahl von Faktoren, einschließlich:
Grad der Skoliose: Der Schweregrad der seitlichen Krümmung der Wirbelsäule ist ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für eine Operation. In der Regel wird eine Operation bei einer Skoliose mit einem Krümmungswinkel von 40 Grad oder mehr in Betracht gezogen, insbesondere wenn die Skoliose fortschreitet.
Bei Kindern und Jugendlichen:
Bei Erwachsenen:
Progression der Skoliose: Wenn konservative Behandlungen wie Physiotherapie, Korsetttherapie oder Schmerzmanagement keine ausreichende Linderung bieten und die Skoliose weiter fortschreitet, kann eine Operation als letzte Option in Betracht gezogen werden.
Schmerzen und Einschränkungen: Wenn die fortgeschrittene Skoliose bei Erwachsenen Schmerzen verursacht oder die Beweglichkeit des Patienten stark einschränkt, die nicht durch konservative Behandlungen gelindert werden können, kann eine Operation in Betracht gezogen werden.
Kosmetische Gründe: In seltenen Fällen kann eine ausgeprägte seitliche Krümmung der Wirbelsäule zu erheblichen kosmetischen Beeinträchtigungen führen, die das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität beeinträchtigen können. Vor der Entscheidung zu einer Operation ist die psychologische Beratung jedoch obligat.
Atmungs- oder Herzprobleme: In seltenen Fällen kann eine schwerwiegende Skoliose die Funktion der Lunge oder des Herzens beeinträchtigen, was zu Atembeschwerden oder Herzproblemen führen kann. In solchen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Krümmung zu korrigieren und die Funktion der betroffenen Organe zu verbessern.
Die eigene Entscheidung für eine Operation ist nicht einfach zu fällen. Auch wenn objektive Gründe für eine OP sprechen, so besteht doch oftmals Zweifel ob man das Richtige tut. Es muss hierbei nie sofort entschieden werden, denn der Patient hat genügend Zeit alle Vor- und Nachteile abzuwägen. Denn die Erkrankung betrifft niemanden alleine. Die Familie sollte hierbei einbezogen werden. Dies betrifft gerade die Eltern von Kindern und Jugendlichen, die neben den oftmals vorhandenen Schuldgefühlen über den Gesundheitszustand Ihrer Kinder dann auch noch die Bürde der Verantwortung für eine Entscheidung zur OP tragen und die Führung Ihres Kindes in andere (ärztliche) Hände kurzzeitig übergeben müssen.
Hilfreich ist die Einholung einer Zweitmeinung. Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass der Skoliose-Spezialist sich mit dem gesamten Behandlungsspektrum der Skoliosen-Therapien (konservativ/operativ) gut auskennt und genügend Erfahrungen in der Behandlung hat. Man sollte sich seine Fragen aufschreiben und auch Ängste in einer geschützten Umgebung formulieren können.
Hilfreich und vielleicht sogar das wichtigste in der Entscheidungsfindung ist nicht das Alter oder die aktuelle Situation in der man sich befindet, sondern die Vermeidung von Problemen in der Zukunft, für die man heute entscheidet.
Ist die Entscheidung zur Operation gefallen, so ist es insbesondere bei Kindern dringend anzuraten, dass ein erziehungsberechtigter Elternteil während der gesamten Krankenhausbehandlung mit vor Ort ist. Diese logistische Herausforderung dient der emotionalen und psychischen Stabilisierung aller Familienmitglieder und insbesondere des Kindes in der fremden Umgebung und Ausnahmesituation. Absprachen zur Therapie können dann unmittelbar erfolgen. Im Vorfeld sollte die Betreuung des Kindes durch die Eltern durch den Kostenträger bewilligt werden und der Bescheid zur Übernahme der Kosten für die Begleitperson uns vorgelegt. Zur weiteren Planung der Therapien außerhalb des Krankenhauses sollte die physiotherapeutische Behandlung vor-organisiert werden. Ein günstiger Zeitpunkt einer Operation sind natürlich die Ferien, damit das Kind keinen zusätzlichen schulischen Nachteil zusätzlich wettmachen muss.