Die Erkrankung des Morbus Bechterew (Syn.: Spondylitis ankylopoetica oder Spondylitis ankylosans) ist eine Entzündung der Wirbelkörper (Spondylitis), die bei Fortschreiten der Krankheit zu einer Versteifung der gesamten Wirbelsäule und dessen Verformung führt. Es ist eine seltene Erkrankung, jedoch mit großer Auswirkung für die Betroffenen. Die Prävalenz wird heute auf 0,9 % geschätzt. Der Mechanismus, der zu dieser Erkrankung führt, ist noch nicht vollkommen geklärt.
Die Erkrankung beginnt im 2.-3. Lebensjahrzehnt mit dumpfen Schmerzen in der unteren Lendenwirbelsäule (LWS) und mit Morgensteifigkeit. Die Beschwerden verbessern sich im Tagesverlauf und kehren in Ruhe (z. B. abends) wieder zurück. Bei Fortschreiten der Erkrankung bleibt die Schmerzsymptomatik bestehen und dehnt sich in die Nachtphasen aus.
Weitere Manifestationsorte sind häufig das Kreuzdarmbein-Gelenk, Hüft- oder Schultergelenke. Augen, Herz, Lunge, Darm und die Niere können ebenfalls betroffen sein. Die zunehmende Versteifung der Wirbelsäule und Bänder führt zu Einschränkungen der Atemmechanik, Beweglichkeit und zum Verlust der Pufferfunktion bei Stößen. Schlimmstenfalls verformt sich die Wirbelsäule so stark, dass der Patienten nur schwerlich Nahrung zu sich nehmen kann.
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Im Röntgenbild lassen sich frühzeitig krankheitstypische Veränderungen nachweisen. So zeigt die Wirbelsäule deutliche Verknöcherungen der bandscheibenüberspannenden Bänder; die Wirbelsäule verliert ihre Beweglichkeit. Dadurch verlieren die Bandscheiben ihre Funktion und es kommt zu inaktivitätsbedingter Osteoporose (Knochenabbau) der Wirbelkörper. Weitere Veränderungen betreffen die Kreuzdarmbeingelenke, deren Konturen im Röntgenbild verstreichen und keine klare Abgrenzung mehr erkennen lassen.
Das Erkennen der Erkrankung und das Einleiten weiterer diagnostischer Schritte ist aufgrund der unspezifischen Beschwerden herausfordernd. Der Nachweis eines Morbus Bechterew setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen:
Eine Heilung der Erkrankung ist heutzutage nicht möglich. Die derzeitig angewendeten Behandlungsmethoden richten sich nach den beschwerdeverursachenden Symptomen. So werden z. B. Physiotherapie, Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente verordnet. Sollte es im Verlauf der Erkrankung zum Verlust der Geh- und Stehfähigkeit kommen, so sind korrigierende (aufrichtende) Wirbelsäuleneingriffe möglich.
Einen speziellen Stellenwert haben Unfälle bei Patienten mit M. Bechterew. So kann die Wirbelsäule durch den Verknöcherungsprozess die auf sie einwirkende Energie oder Stöße nicht mehr abfangen - es kommt zu einem Querbruch, der dazu führt, dass die Wirbelsäule nicht mehr getragen werden kann. Es besteht somit eine große Gefahr, dass durch eine Verschiebung der Bruchenden das Rückenmark geschädigt wird.